Die
Hartz-Four Truppe entsteht
Was
bisher geschah: Der Bodybuilder Mike ist zusammengebrochen und wurde
von Dietmar und Sandra gerettet – am nächsten Morgen geht es
weiter...
Bestürzt
zog er seine Jacke wieder an.
Enthusiastisch
war Dietmar aus dem Hobbykeller in ihre Wohnung hinaufgestürmt, um
Sandra von der neuen technischen Errungenschaft zu berichten, die er
seinem Glasauge hinzugefügt hatte. Aber von seiner Schwester keine
Spur. Stattdessen lag ein Zettel auf dem Küchentisch:
„Habe
heute morgen beim Einkaufen wieder diese Stimmen gehört. Da du
gestern gesagt hast, dass du mich nicht aus der Klapse holst, gehe
ich davon aus, das du mich auch nicht hinbringen würdest. Bin auf
dem Weg in die Karl-Bonhoeffer-Nervenklinik. Sandra“
Hatte
er gestern zu hart reagiert? „Mist. Ich hätte die Sache mit diesen
Stimmen vielleicht doch ernster nehmen sollen, dann wär mir jetzt
wenigstens klar, was die so flüstern“, dachte sich Dietmar,
während er die Treppen hinunter eilte.
„In
eine sozialistische Partei hätte sie eintreten sollen, gleich nach
ihrer Grufti-Phase, die vermitteln den jungen Leuten Werte! Plakate
kleben, körperliche Arbeit – dann kommt man nicht auf dumme
Gedanken“, murmelte er, als er am Hermann-Center vorbei stapfte.
„Vielleicht
sollt ich ihr ein paar Blumen mitnehmen?“
Obwohl
... Er stellte sich vor, wie er Sandra den Blumenstrauß hinhielt,
während sie in einer Zwangsjacke steckte. Verdammt, diese ganze
Sache nahm ihn mehr mit, als er es sich eingestehen wollte …
Währenddessen
wurde Sandra mit der ärztlichen Diagnose konfrontiert.
„Das
sieht gar nicht gut aus, Frau Röber!“, sagte Dr. Zwackelmann und
schaute mit leidender Miene auf die Graphen, die sein Drucker gerade
ausgespuckt hatte.
„Es
kann theoretisch natürlich einfach eine psychische Disposition sein
– im günstigsten Fall –“, er strich sich bedächtig durch
seinen grauen Jürgen-von-der-Lippe–Bart, „oder aber es handelt
sich um etwas Organisches, also Metastasen im Großhirn
beispielsweise, das müsste aber erst durch ein CT geklärt werden.
Jedenfalls ist es gut, dass sie sofort einen Arzt aufgesucht haben
…“, fuhr Zwackelmann fort.
Sandra
saß wie gelähmt in ihrem Stuhl. Warum wurde sie vom Schicksal ein
weiteres Mal so hart geprüft? Und warum wurde ihr grade jetzt, wo
sie und Dietmar eine Mission hatten, ein solcher Klotz in den Weg
gelegt?
Ihre
Lebensaufgabe sollte es doch offensichtlich sein, ihren Mitmenschen
zu helfen. Deswegen hatte sie bei ihrer letzten
Erleuchtungsmeditation „Ja“ gesagt und ihre Mission akzeptiert.
„Aber
wie soll ich anderen helfen, wenn meine eigenen Chakren völlig
unbalanciert sind?“, fragte sie sich und wischte sich eine Träne
von der Wange.
Horrordiagnose
für Sandra? Wie reagiert Dietmar? Am nächsten Mittwoch geht es
weiter...
©
Georg Weisfeld c/o Agentur
Literatur Hebel & Bindermann
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