Hartz Four - eine Superhelden-Kurzgeschichten-Saga


Seit Jahren sind Hartz-IV-Empfänger die Deppen der Nation. Ob in Ein-Euro-Jobs als billige Arbeitskräfte missbraucht oder vom Jobcenter schikaniert – immer müssen Hartzies herhalten. Doch jetzt treten vier Superhelden in Berlin-Neukölln an die Seite der Armen und Entrechteten: Hartz – Four!

Dietmar Röber


Dietmar

Sandra Röber


Mike Matschke


Fred


Der Boss der Truppe verlor bei einem Unfall sein rechtes Auge. Das Glasauge, das man ihm dafür einsetzte, befähigt ihn nun durch Gegenstände schauen zu können...Dietmars kleine Schwester ist mit allen esoterischen Wassern gewaschen! Häufig sind es ihre prophetischen Träume, die der Hartz-Four Gruppe zeigen, welche arme Hartz-IV-Seele gerade Hilfe braucht.Seit einem allergischen Anfall verfügt dieser Bodybuilder über enorme physische Kräfte, die er allerdings nicht immer kontrollieren kann.Diesem Vollbluttrinker ist es gelungen seine Alkoholfahne zu domestizieren: Diese kann sich unsichtbar durch Räume bewegen und Stimmen imitieren - Sie ist das heimliche fünfte Mitglied des Hartz Four - Clans...



Dienstag, 28. August 2012

Die Hartz-Four Truppe entsteht
Was bisher geschah: Dr. Zwackelmann will Sandra verschleppen, sein Fahrer klingelt schon – oder ist es nicht der Fahrer?

Zack – mit einem entschiedenen Stoß jagte Zwackelmann die Spritze in Röbers Nacken und presste ihm das Narkosemittel ins Gewebe.
Ahhhhahhhh … Zwackelmann, Sie Schwein!“ Dietmar hatte sich auf der breiten Marmortreppe, die von der Haustür zu den Praxisräumen führte, umgedreht und schaute den Arzt irritiert an. Dieser wich ein paar Stufen zurück, denn noch war Röber bei Bewusstsein, doch schon wenige Sekunden später begann er zu wanken.
Ey, wat machen se denn da mit dem dietmar?“, fing der Penner, der Röber begleitet hatte, zu krakeelen an.
Schnauze!“ schrie Zwackelmann und beobachtete, wie Röber auf die Marmorstufen klatschte und die Stufen runter rutschte.
Dann hastete er nach oben, um eine weitere Spritze zu holen.

Zwackelmann hörte, wie der Assi an der Haustür herumwackelte.
Der fühlt sich nicht wohl bei mir, zu sauber! Aber jetzt ist es zu spät!“ murmelte er, schnappte sich eine Injektion und sprintete wieder in Richtung Vorhalle.
Schön, das se vorbei komm, herr wachtmeista.“
Sie haben doch die Polizei gerufen, Herr Fred“, hörte er eine fremde Stimme.
Zwackelmann blieb wie angewurzelt stehen und griff in seine Kitteltasche: Ja, der Haustürschlüssel war noch da – er hatte doch abgeschlossen!
Sehen se, herr wachtmeista, der böse doctor hat menen kumpl ausa jefecht jesetzt.“
Oh, ja, das sehe ich, Moment, das werde ich gleich mal auf meinem Notizblock vermerken. Das werden wir zur Anzeige bringen!“
Die Bullen im Haus – verdammte Scheiße! Ich hätte die beiden nie hereinlassen dürfen! Ich bin halt ein gottverdammter Spieler! Egal, ab in die Offensive!!“, schoss es Zwackelmann durch den Kopf.
Sehr gut, dass Sie vorbei gekommen sind, Herr Wachtmei…“, er stockte, als er durch die breite Pendeltür trat, die in die Eingangshalle führte:
Die Halle war leer, außer dem Penner und Röber, der noch immer reglos auf der Treppe lag, war niemand zu sehen!
Da is er!“, schrie der Besoffene.
Hände hoch, sonst schieße ich!“, tönte es durch den Raum.
Intuitiv riss Zwackelmann die Arme nach oben, suchte aber weiterhin mit seinem Blick nach dem Polizisten und schritt vorsichtig die Treppe hinab.
Hören Sie doch, ich wurde von den Beiden überfallen …“
Wo versteckte sich der Bulle nur? Hinter der chinesischen Vase? Aber warum?
Plötzlich schoss ihm die Diagnose von Sandra Röber durch den Kopf:
Hört Stimmen“, hatte Markolf auf dem Überweisungszettel notiert. Vielleicht hatte diese Frau … egal: Wer nicht wagt, der nicht gewinnt! dachte er, zückte die Spritze und stach den wehrlosen Fred nieder, der theatralisch zu Boden ging.
Für einige Momente hielt er inne und lauschte: Nichts – mit dem Alkie war auch die seltsame Stimme in seinem Kopf verschwunden.
Oh Mann, Zwackelmann, du brauchst Urlaub!“, lächelte er grimmig und wandte sich Dietmar zu: „Zeit, unsere gemeinsame Geschichte zu rekapitulieren, Herr Röber!“

Ab nächster Woche schauen wir uns die Superheldenentstehung von Dietmar an...

© Georg Weisfeld c/o Agentur Literatur Hebel & Bindermann

Dienstag, 21. August 2012

Die Hartz-Four Truppe entsteht
Was bisher geschah: Sandra liegt bewusstlos bei Dr. Zwackelmann. Was hat der Doc vor?

Der Markolf … dieser Schlappschwanz, dass er sich mit so einem Pöstchen abspeisen lässt!“, sinnierte Zwackelmann, als er ins Nebenzimmer seiner Praxis eilte, wo die bewusstlose Sandra auf einer Pritsche lag.
Da hab ich andere Visionen!“
Er fing an, die Bleigürtel aus dem Röntgenraum über Sandra zu zerren.
Und du wirst mir dabei behilflich sein! Aber vorher müssen wir noch deinen Bruder bändigen, diesen Verräter, dieses bolschewistische Querulantenschwein, das ist das Allerwichtigste!“
Und es würde den schwarzen Fleck auf seiner, Dr. Wolfgang Zwackelmanns, ansonsten weißen Weste ausradieren und seine Stellung innerhalb der Organisation festigen, wenn nicht sogar ausbauen …
In einer halben Stunde kommt der Fahrer, dann geht’s zum Flughafen und dann ab in die United States of America!“ Er schaute lüstern auf das fahle Gesicht unter sich „... Und dann gehört dein Körper mir!“
Behutsam legte er einen letzten Bleigürtel über Sandras Kopf, ließ sich auf einen Stuhl fallen und zündete sich eine Zigarette an.
Ich schneid dir deine grauen Zellen raus und setz dir ein Affenhirn ein, dein Bruder wird dich nicht wiedererkennen, wenn er dich abholt. Und wenn er amerikanischen Boden betritt, wird er neutralisiert …“
Er zog noch mal kräftig an seiner Zigarette und kam sich ein bisschen lächerlich vor: Sicher, vor fast dreißig Jahren war dem jungen Dietmar Röber das auf Infrarotbasis arbeitende Scan-242-Eye eingesetzt worden, das musste aber noch lange nicht heißen, dass die Technik immer noch funktionierte. Aber sicher war sicher: Durch Blei konnte man selbst damit nicht schauen!
Zwackelmann drückte den Glimmstengel aus.
Aber da Markolf nicht gequatscht hat, ist es unwahrscheinlich, dass der Assi hier überhaupt auftaucht.“
In diesem Moment klingelte es. Zwackelmann schaute auf die Uhr:
Der Fahrer ist früh dran!“ Er erhob sich und ging zur Tür.

Nächsten Dienstag geht es auf dieser Webseite weiter...

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Dienstag, 14. August 2012

Die Hartz-Four Truppe entsteht
Was bisher geschah: Dietmar hat seine Schwester noch nicht gefunden – schauen wir uns doch mal ein Gespräch der Nervenärzte Bernhard und Zwackelmann an...

Wolfgang?“
Ja, wer spricht da?“
Ich bin es, Markolf – pass auf, der Röber war grade bei uns und hat nach seiner Schwester gefragt.“
Und?“
Ja was ´Und´?“, stieß Dr. Bernhard gereizt hervor.
So wie abgemacht, ich hab gesagt, dass wir sie entlassen haben.“
Sehr gut!“, lobte Zwackelmann
Sehr gut, sehr gut – Mensch Wolfgang, auf was für einen Deal habe ich mich da eigentlich eingelassen! Was hast du mit dem Mädel vor? Du wirst doch ...“
Nicht am Telefon!“, unterbrach Zwackelmann barsch.
Das läuft jetzt ganz entspannt“, versuchte er seinen Kollegen zu beruhigen. „Du schickst mir die Namen von den Leuten, die bei dir mit der Röber Kontakt hatten und mitbekommen haben, dass sie in meine Privatpraxis überstellt wurde, also der Fahrer, die Schwestern usw., und die kriegen das Übliche und bestätigen, dass sie die Klinik wieder verlassen hat. Und wenn doch was an die Öffentlichkeit dringt, dann füttern wir die Medien mit einer Horrorgeschichte, dann ist die kleine Sandra Röber eben von einem der Kannibalen, die bei euch einsitzen, aufgefressen worden.“
Zwackelmann musste lachen.
Dafür, dass du jede und jeden Patienten, der Röber heißt, in den letzten fünfzehn Jahren zu mir geschickt hast, bist du doch nicht schlecht entlohnt worden, oder?“
Ja schon, aber …“
Na also! Wie sieht es eigentlich aus, hast du Lust, in den Vorstand der Berliner Ärztekammer aufzusteigen? Ich schau mal, was ich da für dich machen kann …“
Das wäre mehr als angemessen!“ Und damit hing Dr. Bernhard ein.

Der Markolf … dieser Schlappschwanz, dass er sich mit so einem Pöstchen abspeisen lässt!“, sinnierte Zwackelmann, als er ins Nebenzimmer seiner Praxis eilte, wo die bewusstlose Sandra auf einer Pritsche lag.

Nächste Woche Dienstag geht es weiter...

© Georg Weisfeld c/o Agentur Literatur Hebel & Bindermann

Dienstag, 7. August 2012

Die Hartz-Four Truppe entsteht
Was bisher geschah:
Fred und Dietmar ist es gelungen, Alkohol zu stehlen – jetzt muss er nur noch zugestellt werden...

Hastefein jemacht!“, lobte Fred seinen kleinen Flaschengeist, der erschöpft zwischen seinen Beinen hing.
Sie hatten den Krankenhausgarten erreicht und sich dort auf eine Bank gesetzt und die Jägifahne robbte durch das kurz getrimmte Gras direkt auf den Anstaltstrakt 4 los.
Keine Minute später konnte Dietmar mit seinem Glasauge beobachten, wie der Schnaps unter einer Zellentür durchfloss und sich ein älterer Mann auf die Knie schmiss und leidenschaftlich die Pfütze aufschlabberte.
Woran hat der doc jemerkt dit icke n aloholika bin?“
Das kannst du dir aussuchen: An deinem roten, aufgedunsenen Gesicht, an der Alkoholwolke, die dich umnebelt, oder an den Jägermeisterflaschen, die in deiner Plastiktüte klappern …“
Aba sieste, die wolltn misch wieda hier behaldn, dit scheint son fetisch von den su sein: aloholika su quäln. Den martin gehts gleich bessa ...“
Sie haben meinen Schnaps geklaut – wie soll ich jetzt verdammt noch mal über den Tag kommen?“, hörten sie plötzlich Dr. Bernhards Stimme.
Erschrocken drehten sie sich um, merkten aber sofort, dass das nur die Jägi-Fahne war, die redselig durch die Luft wirbelte.
Wo jehts ne jetzte hin?“
Nicht weit, zu Fuß erreichbar!“
Während der kurzen Unterredung mit dem Klinikarzt hatte Dietmar versucht, die krakelige Schrift auf dem ersten Blatt des Clipboards zu entziffern. Viel war nicht zu erkennen gewesen, aber allein ein Wort hatte genügt, um Dietmar zu zeigen, in welch großer Gefahr seine Schwester schwebte: der Name „Zwackelmann.“
Nächste Woche Dienstag geht es mit der Suche nach Dietmars Schwester weiter...

© Georg Weisfeld c/o Agentur Literatur Hebel & Bindermann