Hartz Four - eine Superhelden-Kurzgeschichten-Saga


Seit Jahren sind Hartz-IV-Empfänger die Deppen der Nation. Ob in Ein-Euro-Jobs als billige Arbeitskräfte missbraucht oder vom Jobcenter schikaniert – immer müssen Hartzies herhalten. Doch jetzt treten vier Superhelden in Berlin-Neukölln an die Seite der Armen und Entrechteten: Hartz – Four!

Dietmar Röber


Dietmar

Sandra Röber


Mike Matschke


Fred


Der Boss der Truppe verlor bei einem Unfall sein rechtes Auge. Das Glasauge, das man ihm dafür einsetzte, befähigt ihn nun durch Gegenstände schauen zu können...Dietmars kleine Schwester ist mit allen esoterischen Wassern gewaschen! Häufig sind es ihre prophetischen Träume, die der Hartz-Four Gruppe zeigen, welche arme Hartz-IV-Seele gerade Hilfe braucht.Seit einem allergischen Anfall verfügt dieser Bodybuilder über enorme physische Kräfte, die er allerdings nicht immer kontrollieren kann.Diesem Vollbluttrinker ist es gelungen seine Alkoholfahne zu domestizieren: Diese kann sich unsichtbar durch Räume bewegen und Stimmen imitieren - Sie ist das heimliche fünfte Mitglied des Hartz Four - Clans...



Dienstag, 6. November 2012

Die Hartz-Four Truppe entsteht
Was bisher geschah: Fred wollte in die Karibik auswandern und die Röbers sind wieder in ihrer beschaulichen Neuköllner Wohnung. Heute wollen sie sich nun endlich um Mike kümmern...

Madame, das Frühstück ist angerichtet …“
Sandra riss die Augen auf.
Das Frühstück ist angerichtet, Madame…“
Dietmar!!!“ Sie sprang aus dem Bett und hechtete in die Küche.
Ich habe eben wieder diese Stimme in meinem Kopf gehö …“
Ah, da bist du ja …“ Neben ihrem Bruder saß ein älterer Mann am Tisch – und tatsächlich war zum Frühstück gedeckt.
Fred hat seine Jägi-Fahne geschickt, um dich zu wecken. Es ist halb drei! Ich weiß, dass du hast einiges abbekommen hast, aber trotzdem sollten wir langsam mal frühstücken!“
Äh … ach so. Ich zieh mir nur kurz was an …“

Fünf Minuten später saßen sie alle drei am Tisch und Dietmar berichtete:
Freds Ausreise nach Übersee hat nicht geklappt, er stand heute Nacht um zwei vor unserer Wohnungstür.“
Meine jägi-fahne hat sich den mund fusslich jeredet, aba... Naja, zu erst hat se bei der check-in frau anjeklinlt, und so von wegn, da is ne total vavalosta mann ohne ticket und ohne pass aba wichtich, der muss mit. Aba die hat ihern chef anjerufn. Dann hat mehne klenne den pilotn anjefunkt, hat jesagt, das da nenn total wichtcha mann is, der zwar besoffn aussieht aba wichtich ebent, und der geht nich mit den andan passagieren an bord, sondan mitn pilotn aba der hat och sein chef anjerufen. Naja und dann wa ick böse, hab mir den in dutifree gekofften jack daniels hintajeklemmt und hab die jägi-fahne in dit cockpit jeschickt. Und dort hat se so nach rum jestunken, bis der pilot zum copilotn jesacht hat, dit er sich weigan tut mit nem alkoholisiertn kompagnon nen intacontinentalflug zu machen. Ick glob die sten imma noch uff der rollbahn...

Wartet mal kurz!“
Dietmar richtete sein Auge auf die Wohnungstür.
Es klingelte.
Seid still! Ich habs doch gewusst: Das ist so ein GEZ-Schnüffler! Jetzt schön ruhig sein, dann zieht der Typ von alleine wieder ab …“
Es klingelte ein weiteres Mal.
Der geht bestimmt gleich zu Sabine hoch“, sagte Sandra
Die ist doch auf Hartz IV und befreit, oder?“
Ja, schon, aber die hat ab und zu Jobs, da wird dann gleich GEZ kassiert. Und das bei ner alleinerziehenden Mutter! Aber die is clever und macht bestimmt nicht auf … So, können wir jetzt weiter machen? Wir müssen gleich einem Hartz-IV-Opfer einen Krankenbesuch abstatten und …“
Dietmar schielte mit seinem Glasauge in den vierten Stock.
Moment: Sabine ist nicht da – ich sehe nur ihren Sohn, der vor der Glotze hängt …“
Das ist der Fabian, oh je, der ist grade in so einer Scheiß-Egal-Phase, hat sie erzählt, typisch Teenager. Der macht bestimmt auf und lässt auch noch den Fernseher weiter laufen!“
Der Kontrolettie klingelt gleich!“, zischte Dietmar aufgeregt.
Wir müssen Fabian anrufen, aber ich habe die Nummer nicht.“
Schik di jägi-fahne!“, rief Fred.

Zwei Sekunden später klingelte im vierten Stock das Telefon. Fabian Schmidt konnte den Ton nicht zuordnen, aber da er die Nacht durchgekifft hatte, ließ er sich davon nicht stören und hob den Hörer ab.
Schmidt.“
Hier ist Gülschen, aus dem Haus von gegenüber.“
Kenn ich nicht, müssense sich verwählt haben …“
Nein, nein! Mein Vater hat zu mir gesagt, dass du misch immer beobachten tust, wenn isch Abends mein Kopftuch ablege …“
Äh, sorry, ich … ich doch nicht!“
Warte! Er sagt, dass er jetzt rüber macht, um dir Fresse zu polieren ...“
In diesem Moment klingelte es an der Tür.
Fabian stand für einige Sekunden bewegungslos im Wohnzimmer.
Ähh … pass mal auf, Gülschen, ich geh jetzt zur Tür und sage deinem Paps, dass ich dich nie begafft habe und och nich auf Kopftuchmädchen stehe …“
Wieder klingelte es an der Wohnungstür.
Warte, bitte, warte …Ich bin gar kein richtiges Kopftuchmädchen, eigentlisch, eigentlisch bin ich total die Türken-Bitch. Nur weil wir Kopftuch tragen, heißt nisch, das wir nisch geil werden, verstehst du? Ich hab disch auf Straße gesehen. Isch hab grad nur Kopftuch und Strapsen an und weil isch an disch denk, sind meine Nippel hart. Aber bitte, nicht zu Tür gehen, nix mein Vater sagen …“
Fabian musste schlucken und ließ sich auf einen Stuhl gleiten.
Wie … ähm, wie siehst du denn sonst so aus?“, fragte er schüchtern.
Isch hab braune Augen, bin 1,80 groß, schlank, oh isch muss auflegen …“
Warte, wann können wir uns sehen?“, hauchte Fabian in den Hörer.
Geht nisch, nächste Woche ich Zwangsverheiratung – muss auflegen, ein von mein Bruder ist gekommen, muss Burka über Strapsen ziehen …“

Der Schnüffler zieht ab!“, konstatierte Dietmar.
Ich weiß nicht wie, aber das hast du gut gemacht, Fred!“, lobte Sandra.
Oh je, Dietmar, wir müssen jetzt wirklich los!“
Na gut, aber ich muss erst noch im Netz schauen, wo Mike liegt.“
Dann mach, aber pronto! Fred willst du mitkommen?“
An sich jerne, aba mein karibiktraum is noch nich ausjeträumt – heute probier ichs in tegel...“
Nächsten Dienstag geht es auf dieser Webseite weiter...

© Georg Weisfeld c/o Agentur Literatur Hebel & Bindermann

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