Die
Hartz-Four Truppe entsteht
Was
bisher geschah: Fred wollte in die Karibik auswandern und die Röbers
sind wieder in ihrer beschaulichen Neuköllner Wohnung. Heute wollen
sie sich nun endlich um Mike kümmern...
„Madame,
das Frühstück ist angerichtet …“
Sandra
riss die Augen auf.
„Das
Frühstück ist angerichtet, Madame…“
„Dietmar!!!“
Sie sprang aus dem Bett und hechtete in die Küche.
„Ich
habe eben wieder diese Stimme in meinem Kopf gehö …“
„Ah,
da bist du ja …“ Neben ihrem Bruder saß ein älterer Mann am
Tisch – und tatsächlich war zum Frühstück gedeckt.
„Fred
hat seine Jägi-Fahne geschickt, um dich zu wecken. Es ist halb drei!
Ich weiß, dass du hast einiges abbekommen hast, aber trotzdem
sollten wir langsam mal frühstücken!“
„Äh
… ach so. Ich zieh mir nur kurz was an …“
Fünf
Minuten später saßen sie alle drei am Tisch und Dietmar berichtete:
„Freds
Ausreise nach Übersee hat nicht geklappt, er stand heute Nacht um
zwei vor unserer Wohnungstür.“
„Meine
jägi-fahne hat sich den mund fusslich jeredet, aba... Naja, zu erst
hat se bei der check-in frau anjeklinlt, und so von wegn, da is ne
total vavalosta mann ohne ticket und ohne pass aba wichtich, der muss
mit. Aba die hat ihern chef anjerufn. Dann hat mehne klenne den
pilotn anjefunkt, hat jesagt, das da nenn total wichtcha mann is, der
zwar besoffn aussieht aba wichtich ebent, und der geht nich mit den
andan passagieren an bord, sondan mitn pilotn aba der hat och sein
chef anjerufen. Naja und dann wa ick böse, hab mir den in dutifree
gekofften jack daniels hintajeklemmt und hab die jägi-fahne in dit
cockpit jeschickt. Und dort hat se so nach rum jestunken, bis der
pilot zum copilotn jesacht hat, dit er sich weigan tut mit nem
alkoholisiertn kompagnon nen intacontinentalflug zu machen. Ick glob
die sten imma noch uff der rollbahn...
„Wartet
mal kurz!“
Dietmar
richtete sein Auge auf die Wohnungstür.
Es
klingelte.
„Seid
still! Ich habs doch gewusst: Das ist so ein GEZ-Schnüffler! Jetzt
schön ruhig sein, dann zieht der Typ von alleine wieder ab …“
Es
klingelte ein weiteres Mal.
„Der
geht bestimmt gleich zu Sabine hoch“, sagte Sandra
„Die
ist doch auf Hartz IV und befreit, oder?“
„Ja,
schon, aber die hat ab und zu Jobs, da wird dann gleich GEZ kassiert.
Und das bei ner alleinerziehenden Mutter! Aber die is clever und
macht bestimmt nicht auf … So, können wir jetzt weiter machen?
Wir müssen gleich einem Hartz-IV-Opfer einen Krankenbesuch abstatten
und …“
Dietmar
schielte mit seinem Glasauge in den vierten Stock.
„Moment:
Sabine ist nicht da – ich sehe nur ihren Sohn, der vor der Glotze
hängt …“
„Das
ist der Fabian, oh je, der ist grade in so einer Scheiß-Egal-Phase,
hat sie erzählt, typisch Teenager. Der macht bestimmt auf und lässt
auch noch den Fernseher weiter laufen!“
„Der
Kontrolettie klingelt gleich!“, zischte Dietmar aufgeregt.
„Wir
müssen Fabian anrufen, aber ich habe die Nummer nicht.“
„Schik
di jägi-fahne!“, rief Fred.
Zwei
Sekunden später klingelte im vierten Stock das Telefon. Fabian
Schmidt konnte den Ton nicht zuordnen, aber da er die Nacht
durchgekifft hatte, ließ er sich davon nicht stören und hob den
Hörer ab.
„Schmidt.“
„Hier
ist Gülschen, aus dem Haus von gegenüber.“
„Kenn
ich nicht, müssense sich verwählt haben …“
„Nein,
nein! Mein Vater hat zu mir gesagt, dass du misch immer beobachten
tust, wenn isch Abends mein Kopftuch ablege …“
„Äh,
sorry, ich … ich doch nicht!“
„Warte!
Er sagt, dass er jetzt rüber macht, um dir Fresse zu polieren ...“
In
diesem Moment klingelte es an der Tür.
Fabian
stand für einige Sekunden bewegungslos im Wohnzimmer.
„Ähh
… pass mal auf, Gülschen, ich geh jetzt zur Tür und sage deinem
Paps, dass ich dich nie begafft habe und och nich auf Kopftuchmädchen
stehe …“
Wieder
klingelte es an der Wohnungstür.
„Warte,
bitte, warte …Ich bin gar kein richtiges Kopftuchmädchen,
eigentlisch, eigentlisch bin ich total die Türken-Bitch. Nur weil
wir Kopftuch tragen, heißt nisch, das wir nisch geil werden,
verstehst du? Ich hab disch auf Straße gesehen. Isch hab grad nur
Kopftuch und Strapsen an und weil isch an disch denk, sind meine
Nippel hart. Aber bitte, nicht zu Tür gehen, nix mein Vater sagen
…“
Fabian
musste schlucken und ließ sich auf einen Stuhl gleiten.
„Wie
… ähm, wie siehst du denn sonst so aus?“, fragte er schüchtern.
„Isch
hab braune Augen, bin 1,80 groß, schlank, oh isch muss auflegen …“
„Warte,
wann können wir uns sehen?“, hauchte Fabian in den Hörer.
„Geht
nisch, nächste Woche ich Zwangsverheiratung – muss auflegen, ein
von mein Bruder ist gekommen, muss Burka über Strapsen ziehen …“
„Der
Schnüffler zieht ab!“, konstatierte Dietmar.
„Ich
weiß nicht wie, aber das hast du gut gemacht, Fred!“, lobte
Sandra.
„Oh
je, Dietmar, wir müssen jetzt wirklich los!“
„Na
gut, aber ich muss erst noch im Netz schauen, wo Mike liegt.“
„Dann
mach, aber pronto! Fred
willst du mitkommen?“
„An
sich jerne, aba mein karibiktraum is noch nich ausjeträumt – heute
probier ichs in tegel...“
Nächsten
Dienstag geht es auf dieser Webseite weiter...
©
Georg Weisfeld c/o Agentur
Literatur Hebel & Bindermann
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