Die
Hartz-Four Truppe entsteht
Was
bisher geschah:
Dietmar
und Fred sind in einer Nervenklinik, um Sandra abzuholen, doch Fred
bekommt plötzlich Mitleid mit einem befreundeten Patienten.
Schafft
es Fred Dietmar zu überzeugen, einem Patienten zu helfen?
„Weißt
watt misch traurisch macht?“, sagte Fred nach einigen Minuten.
„Was?“
„Das
hir so viele patzienten sind, die hir ga nich sein wolln. Mein kumpl,
der martin, sitzt in block vier, dem alki-jefängnis und die lassn
den da fadurstn. Der martin is aloholika jewodn, weil ers nich
jeschaft hat hatz vier antträge auszufülln, der brauch den alohol,
versteste … Was ick fragn wollt, ob wir den martin nen bischen
alkohol vorbei bringn könn?“
„Wie
stellst du dir das vor? Ich sag zu dem Doc: ´Wir besuchen kurz noch
mal einen Freund, in Block vier, wir haben da so ein kleines
hochprozentiges Mitbringsel dabei?´ – Das kannst du dir
abschminken, erst mal holen wir meine Schwester hier raus!“
„Nee,
wir müssn den martin nich besuchn, dit macht allit meine
jägi-fahne.“
„Kann
ich mir nicht vorstellen – aber wenn du Alkohol suchst: Der
Psycho-Doktor hat eine Whiskyflasche in seinem Schrank, die klemmt
hinter dem Brockhaus für Psychopharmaka.“
„Echt?
Mach die mal uff und leg den deckl danem!“
„Aber
der kommt vielleicht gleich!“
„Na
mach schon, schnell!“
Dietmar
schielte in Richtung Tür und sah, dass „Dr. Christian Bernhard“,
so das Namensschild, und die Pflegerin durch den Gang auf das
Sprechzimmer zukamen.
Er
hechtete hinter den Schreibtisch, öffnete die Schranktür, hievte
den Wälzer aus dem Fach, griff sich die Flasche und zog den Korken
heraus.
Sekunden später waren Flasche und Buch wieder verstaut, er plumpste
auf seinen Stuhl neben Fred und Arzt und Pflegerin betraten das
Zimmer.
„Herr
Röber, Dr. Bernhard, mein Name. Sie kommen wegen Ihrer Schwester,
der Frau Sandra Röber?“, sagte der Arzt, während er hinter den
Schreibtisch eilte.
„Ja,
rich …“, dann verschlug es Dietmar die Sprache.
Er
sah, wie sich auf der Schranktäfelung ein großer dunkler Fleck
bildete, der langsam aus dem Holz hervortrat.
War
das die vollgesogene Jägi-Fahne? Er war so irritiert, dass ihm fast
entgangen wäre, wie Dr. Bernhard ein Clip-Board hastig in eine
Schublade feuerte – aber nur fast.
„Wir
haben Ihre Schwester bereits wieder entlassen“, sagte der Arzt.
Wenn
ich diesem Seelenklempner jetzt erzählen würde, was ich grade sehe,
behält der mich hier, dachte Dietmar, während er beobachtete, wie
die Jägifahne hinter dem Arzt kontrolliert an der Schrankwand
hinunterfloss.
„Können
wir sonst noch was für Sie tun, Herr Röber? Oder für Ihren Freund?
Auf der 4b haben wir sehr gute Methoden entwickelt, um diverse
Drogensüchte zu bekämpfen.“
Die
Jägifahne glitt über das Linoleum behäbig auf Freds Hosenbein zu
und zog sich dann an dem Kordstoff hoch.
„Nein,
mein Freund ist ein glücklicher Alkoholiker,“ entgegnete Dietmar,
als die Jägi-Fahne in Sicherheit war, „aber im Zimmer 143 steckt
sich ein Patient grade bunte Pillen in den Arsch! Einen schönen Tag
wünsche ich Ihnen noch!“
Er
zog Fred aus dem Stuhl und sie verließen das Zimmer.
„Schwester
Petra, kommen Sie sofort in mein Büro!“, blökte Dr. Bernhard
durch die Sprechanlage, als die beiden draußen waren. „Der Penner
hat Wasser gelassen! Das ist unverzüglich zu entfernen!“
Nächste
Woche Dienstag geht es weiter...
©
Georg Weisfeld c/o Agentur
Literatur Hebel & Bindermann
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