Hartz Four - eine Superhelden-Kurzgeschichten-Saga


Seit Jahren sind Hartz-IV-Empfänger die Deppen der Nation. Ob in Ein-Euro-Jobs als billige Arbeitskräfte missbraucht oder vom Jobcenter schikaniert – immer müssen Hartzies herhalten. Doch jetzt treten vier Superhelden in Berlin-Neukölln an die Seite der Armen und Entrechteten: Hartz – Four!

Dietmar Röber


Dietmar

Sandra Röber


Mike Matschke


Fred


Der Boss der Truppe verlor bei einem Unfall sein rechtes Auge. Das Glasauge, das man ihm dafür einsetzte, befähigt ihn nun durch Gegenstände schauen zu können...Dietmars kleine Schwester ist mit allen esoterischen Wassern gewaschen! Häufig sind es ihre prophetischen Träume, die der Hartz-Four Gruppe zeigen, welche arme Hartz-IV-Seele gerade Hilfe braucht.Seit einem allergischen Anfall verfügt dieser Bodybuilder über enorme physische Kräfte, die er allerdings nicht immer kontrollieren kann.Diesem Vollbluttrinker ist es gelungen seine Alkoholfahne zu domestizieren: Diese kann sich unsichtbar durch Räume bewegen und Stimmen imitieren - Sie ist das heimliche fünfte Mitglied des Hartz Four - Clans...



Dienstag, 31. Juli 2012

Die Hartz-Four Truppe entsteht
Was bisher geschah:
Dietmar und Fred sind in einer Nervenklinik, um Sandra abzuholen, doch Fred bekommt plötzlich Mitleid mit einem befreundeten Patienten.
Schafft es Fred Dietmar zu überzeugen, einem Patienten zu helfen?

Weißt watt misch traurisch macht?“, sagte Fred nach einigen Minuten.
Was?“
Das hir so viele patzienten sind, die hir ga nich sein wolln. Mein kumpl, der martin, sitzt in block vier, dem alki-jefängnis und die lassn den da fadurstn. Der martin is aloholika jewodn, weil ers nich jeschaft hat hatz vier antträge auszufülln, der brauch den alohol, versteste … Was ick fragn wollt, ob wir den martin nen bischen alkohol vorbei bringn könn?“
Wie stellst du dir das vor? Ich sag zu dem Doc: ´Wir besuchen kurz noch mal einen Freund, in Block vier, wir haben da so ein kleines hochprozentiges Mitbringsel dabei?´ – Das kannst du dir abschminken, erst mal holen wir meine Schwester hier raus!“
Nee, wir müssn den martin nich besuchn, dit macht allit meine jägi-fahne.“
Kann ich mir nicht vorstellen – aber wenn du Alkohol suchst: Der Psycho-Doktor hat eine Whiskyflasche in seinem Schrank, die klemmt hinter dem Brockhaus für Psychopharmaka.“
Echt? Mach die mal uff und leg den deckl danem!“
Aber der kommt vielleicht gleich!“
Na mach schon, schnell!“
Dietmar schielte in Richtung Tür und sah, dass „Dr. Christian Bernhard“, so das Namensschild, und die Pflegerin durch den Gang auf das Sprechzimmer zukamen.
Er hechtete hinter den Schreibtisch, öffnete die Schranktür, hievte den Wälzer aus dem Fach, griff sich die Flasche und zog den Korken heraus. Sekunden später waren Flasche und Buch wieder verstaut, er plumpste auf seinen Stuhl neben Fred und Arzt und Pflegerin betraten das Zimmer.
Herr Röber, Dr. Bernhard, mein Name. Sie kommen wegen Ihrer Schwester, der Frau Sandra Röber?“, sagte der Arzt, während er hinter den Schreibtisch eilte.
Ja, rich …“, dann verschlug es Dietmar die Sprache.
Er sah, wie sich auf der Schranktäfelung ein großer dunkler Fleck bildete, der langsam aus dem Holz hervortrat.
War das die vollgesogene Jägi-Fahne? Er war so irritiert, dass ihm fast entgangen wäre, wie Dr. Bernhard ein Clip-Board hastig in eine Schublade feuerte – aber nur fast.
Wir haben Ihre Schwester bereits wieder entlassen“, sagte der Arzt.
Wenn ich diesem Seelenklempner jetzt erzählen würde, was ich grade sehe, behält der mich hier, dachte Dietmar, während er beobachtete, wie die Jägifahne hinter dem Arzt kontrolliert an der Schrankwand hinunterfloss.
Können wir sonst noch was für Sie tun, Herr Röber? Oder für Ihren Freund? Auf der 4b haben wir sehr gute Methoden entwickelt, um diverse Drogensüchte zu bekämpfen.“
Die Jägifahne glitt über das Linoleum behäbig auf Freds Hosenbein zu und zog sich dann an dem Kordstoff hoch.
Nein, mein Freund ist ein glücklicher Alkoholiker,“ entgegnete Dietmar, als die Jägi-Fahne in Sicherheit war, „aber im Zimmer 143 steckt sich ein Patient grade bunte Pillen in den Arsch! Einen schönen Tag wünsche ich Ihnen noch!“
Er zog Fred aus dem Stuhl und sie verließen das Zimmer.
Schwester Petra, kommen Sie sofort in mein Büro!“, blökte Dr. Bernhard durch die Sprechanlage, als die beiden draußen waren. „Der Penner hat Wasser gelassen! Das ist unverzüglich zu entfernen!“

Nächste Woche Dienstag geht es weiter...

© Georg Weisfeld c/o Agentur Literatur Hebel & Bindermann

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