Die
Hartz-Four Truppe entsteht
Was
bisher geschah: Auch Mike wurde nach seiner Transformation von
Dietmar und Sandra gerettet...
„Liebe
Genossinnen und Genossen, schön, dass Ihr so zahlreich erschienen
seid, um gemeinsam mit mir die ,Rote Zelle Neukölln, zu gründen,
die ein starkes Bollwerk gegen die imperialistischen Kräfte in
unserem Bezirk bilden wird.
Viel
zu lange ist die arbeitende Bevölkerung von der kapitalistischen
Klasse ausgebeutet worden – jetzt ist es an der Zeit, den
revolutionären Funken in diesem Stadtteil zu entzünden …“
Dietmar
nahm einen Schluck aus seinem Wasserglas.
Sandra
schaute ihren Bruder mitleidig an: Immer wenn er sich mit Politik
beschäftigte, wurde er furchtbar bieder und litt unter
Realitätsverlust.
„…
Wie in den Flugblättern
bereits erläutert, wollen wir uns mit den späten Schriften des
Genossen Lenins beschäftigen, um dann eine praktische Umsetzung
seiner Theorien in unserem Bezirk voranzutreiben. Doch jetzt freue
ich mich, das Wort an die designierte 2. Vorsitzende der Roten Zelle
Neukölln zu übergeben: Sandra Röber, bitte Sandra …“
„Äh,
Moment, ich habe gar nicht gesagt, dass ich bei deinem Verein
mitmache!“
„Aber
warum bist du dann hier?“
„Weil
du deine Gründungsveranstaltung in unserem Wohnzimmer abhältst!
Dasselbe gilt für Mike, der grade auf unserem Sofa lebt, weil er
nicht nach Hause kann und für Fred, der in unserem Couchsessel
schläft, weil er sonst kein Dach über dem Kopf hat. Lass uns doch
mal über meine
Idee sprechen!“
„Also,
Dietmar,“ warf Mike ein, „wenn du für deinen Verein eine 2.
Vorsitzende brauchst, dann würde ich das machen. Du hast mich hier
schlafen lassen, da würde ich mich gern bedanken und die 2.
Vorsitzende spielen …“
„Gut,
das notiere ich hier mal … 2. Vorsi…“
„Dietmar,
deinen Kommi-Club kannst du doch auch später noch machen!“, funkte
Sandra verärgert dazwischen.
„Wie
wir Mike schon erzählt haben: Dietmar und ich haben eine
Hilfsorganisation für Hartz-IV-Empfänger gegründet – die
Hartz-Angels, und wir könnten da Verstärkung gebrauchen: Euch
beide!“
„Wir
sind dabei!“, sagte die Jägi-Fahne.
„Du
bis der chef, mein schatz …“, nuschelte Fred.
„Schön...und,
Mike, was ist mit dir?“
„Ähm
…ja, ich würde ja gern bei euch mitmachen, aber ich kann nicht:
Ich fresse verbotene Eiweißpräparate, habe den Arsch voller
Schulden und mich seit Tagen nicht bei meinen Fallmanager gemeldet,
mit andern Worten: Ich habe mich strafbar genug gemacht, da kann ich
nicht auch noch in eine kriminelle Vereinigung eintreten …“
„Wir
sind doch keine kriminelle Vereinigung!“
„Hört
man doch immer wieder im Fernsehen: Die Hartz Angels …“
„Du
meinst die Hells
Angels“, sagte Dietmar. „Das stimmt, die sind richtig kriminell:
Einer der Chefs soll sich sogar mal mit unserem Alt-Bundeskanzler
Schröder getroffen haben.“
„Aber
vielleicht ist der Name wirklich nicht passend …“, überlegte
Sandra. Sie sah sich die Runde an.
„Alscho was haaltet ihr
von ... von …“, kam von Fred – und aus dem Nichts ergänzte die
Jägi-Fahne: „Hartz-Four?“
Hartz-Four
wurde gegründet, am nächsten Mittwoch geht es weiter...
©
Georg Weisfeld c/o Agentur
Literatur Hebel & Bindermann
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