Die
Hartz-Four Truppe entsteht
Was
bisher geschah: Dr. Zwackelmann hat sich entschieden das Leben eines
Soldaten zu retten und Sandras Bruder Dietmar sterben zu lassen...
Er
ärgerte sich über sich selbst: Wie hatte er nur so dumm sein
können, sich mit dieser Göre einzulassen, wo doch so viel auf dem
Spiel stand! Heute Morgen um acht, als er den einäugigen,
durchlöcherten Müntzer zum ersten Mal gesehen hatte, war ihm sofort
klar gewesen: Ja, der musste es sein, damit wäre die größte Hürde
genommen, das ´Yes´ aus dem LCC-Headquarter zu bekommen. „Get him
in“, hatte ihm John eine Stunde später bestätigt. Und jetzt ließ
er sich auf Kinderspiele ein …
Und
trotzdem lief in seinem Kopf kurz ein Röber-Szenario ab:
Er
stellte sich vor, wie sich in dem LCC-Geheimlabor unter der Wüste
Nevadas, einem Ort, von dem nur sehr, sehr wenige Menschen überhaupt
wussten, die besten Wissenschaftler der westlichen Welt versammelt
hatten und er, der „Kraut“ Zwackelmann, der Neuling, sein Exponat
in die ehrwürdige Operationshalle rollte, er dann das Plastiklaken
von seinem Probanden nahm und die werten Herrschaften statt eines
gutgebauten Soldatenkörpers einen spirrligen, langhaarigen Hippie
erblickten, auf dessen rechter Brust ein großes „Punk is not
Dead“-Tattoo prangte …
Auf
Zwackelmanns Stirn bildete sich kalter Schweiß.
Keine
Frage: Der US-Air Force Hubschrauber, den er geordert hatte, und der
den Patienten innerhalb der nächsten zwei Stunden zum
nächstgelegenen amerikanischen Stützpunkt bringen sollte, würde
den Soldaten Müntzer transportieren!
Er
stoppte und trug in das entsprechende Formular den Namen Tobias
Müntzer ein.
„Hier,
die Unterlagen für den Krankentransport! Und schlampen Sie nicht
damit, das ist sehr wichtig!“, bellte er der Rezeptionsdame
entgegen, als er die Aufnahmezentrale erreicht hatte.
Neunzig
Minuten später konnte er durch das Fenster des Behandlungsraumes
beobachten, wie der Hubschrauber langsam an Höhe gewann. „See you
in the States, Special Agent Müntzer!“, murmelte er bewegt und
führte die gestreckte rechte Hand an den Kopf um zu salutieren.
„Ich
habe dem Herrn Mayr die Stützstrümpfe ausgezogen. Sie können
jetzt, Herr Zwackelmann“, unterbrach ihn die keifende Stimme der
Oberschwester.
Zwackelmann
zückte sein kleines Hämmerchen und begann auf der Kniescheibe des
alten Mannes herumzuklöppeln, um die Reflexe zu testen.
„In
zwei Tagen flieg ich hinterher, dann bin ich diesen Idiotenjob los“,
grummelte er vor sich hin. „Dann bastele ich mir einen neuen
Menschen …“
Zwackelmann
schaute seinen Patienten an: „Das werden Menschen sein, die nicht
vor dem Russischen Winter kapitulieren, nicht wahr, Herr Mayr?“
„Bitte,
wos hoam Se gesoagt?“, stammelte Mayr zurück.
„Schon
gut –„, entgegnete Zwackelmann, schrieb zwei Bemerkungen in die
Krankenakte, stand auf und verließ das Zimmer.
„Haben
Sie das verbockt, Schwester!?“, schrie Zwackelmann mit hochrotem
Kopf Schwester Gaby an.
Sie
standen zu dritt in dem Krankenzimmer, in dem bis vor einer halben
Stunde noch Dietmar Röber und Tobias Müntzer in ihren Betten lagen.
„Jetzt
beruhigen Sie sich doch!“, ging der Stationsarzt dazwischen.
„Beruhigen?
Warum ist mein Patient Tobias Müntzer nicht in dem Hubschrauber,
sondern liegt tot in seinem Bett?“
„Aber
Herr Dr. Zwackelmann, das ist nicht der Müntzer – Röber steht
hier!“, entgegnete der Arzt und zeigte auf das Schild am Fußende
des Bettes.
„Ich
weiß nicht, wie das geschehen konnte“, sagte Gaby mit
tränenerstickter Stimme. „Die beiden Amerikaner sind ins Zimmer
rein und haben sofort das Haus mit der Trage wieder verlassen, wir
konnten nichts tun. Erst eben, als der Tod von Herrn Müntzer
eintrat, habe ich gemerkt, dass etwas nicht stimmt …“
„Das
Mädchen!“, zischte Zwackelmann und krallte seine Hände in die
Eisenstange des Krankenbettes „Das Miststück hat mich heute schon
mal reingelegt!“
Am
nächsten Mittwoch geht es weiter...
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