Hartz Four - eine Superhelden-Kurzgeschichten-Saga


Seit Jahren sind Hartz-IV-Empfänger die Deppen der Nation. Ob in Ein-Euro-Jobs als billige Arbeitskräfte missbraucht oder vom Jobcenter schikaniert – immer müssen Hartzies herhalten. Doch jetzt treten vier Superhelden in Berlin-Neukölln an die Seite der Armen und Entrechteten: Hartz – Four!

Dietmar Röber


Dietmar

Sandra Röber


Mike Matschke


Fred


Der Boss der Truppe verlor bei einem Unfall sein rechtes Auge. Das Glasauge, das man ihm dafür einsetzte, befähigt ihn nun durch Gegenstände schauen zu können...Dietmars kleine Schwester ist mit allen esoterischen Wassern gewaschen! Häufig sind es ihre prophetischen Träume, die der Hartz-Four Gruppe zeigen, welche arme Hartz-IV-Seele gerade Hilfe braucht.Seit einem allergischen Anfall verfügt dieser Bodybuilder über enorme physische Kräfte, die er allerdings nicht immer kontrollieren kann.Diesem Vollbluttrinker ist es gelungen seine Alkoholfahne zu domestizieren: Diese kann sich unsichtbar durch Räume bewegen und Stimmen imitieren - Sie ist das heimliche fünfte Mitglied des Hartz Four - Clans...



Mittwoch, 16. Januar 2013

Die Hartz-Four-Truppe entsteht
Was bisher geschah: Sandra und Dietmar sind nach Zehlendorf gefahren, um einem Ein-Euro-Jobber zu helfen, entdecken aber ein anderes Hartz-IV-Opfer...

Das gibt’s doch nicht.“ Dietmar und Sandra standen vor dem S-Bahnhof Nikolassee.
Na siehst du: Es gibt nicht nur in Neukölln hilfsbedürftige Menschen“, triumphierte Sandra.
Auf der anderen Seite des Bahnhofvorplatzes kramte ein Mann im Müll. Er trug einen weißen Anorak, hatte seine angegrauten Haare streng nach hinten gebunden und schleifte einen Einkaufstrolley hinter sich her.
Der weiß halt, dass die Snobs zu bequem sind, ihre Pfandflaschen wieder abzugeben – deswegen fährt der hier raus. Warte du mal hier, ich greif ihm kurz unter die Arme.“

Da ist nix drin“, brüllte Dietmar dem Mann zu.
Der sah verwirrt auf und knipste erschrocken die Taschenlampe aus, mit der er in den Mülleimer geleuchtet hatte.
In der anderen Tonne da drüben allerdings gibt‘s ‘ne PET-Flasche und ‘ne Bierflasche, komm mal mit …“
Wortlos schlurfte der Fremde Dietmar quer über den Platz hinterher und leuchtete dann in den Abfalleimer, den Dietmar ihm gezeigt hatte.
Stimmt,“ grummelte er und fischte eine leere 1,5 Liter Plastikflasche heraus.
Und ganz unten links liegt die Bierflasche, aber darüber …“, Dietmar scannte den Mülleimer erneut, „… tja, da hängen leider Reste von ‘ner Sushi-Platte…“
Kommentarlos langte der Mann in den Behälter.
Noch ein Stück weiter links ...“, dirigierte Dietmar und schon war die Flasche draußen und wurde im Hackenporsche verstaut.
Danke“, murmelte der Hartzie.
Keine Ursache“, antwortete Dietmar und winkte im Weggehen ab.
Hey wart‘ mal, sag mal, kannst du durch den Behälter gucken?“
Dietmar überlegte kurz, ob er lügen sollte, aber wahrscheinlich konnte der Typ mit der Wahrheit eh nicht viel anfangen:
Ja, mit meinem linken Auge kann ich durch Gegenstände sehen.“
Das verhärmte Gesicht und die müden Augen verrieten nicht, was im Kopf des Mannes, den Dietmar auf Anfang fünfzig schätzte, vorging.
Glaub ich nicht …“, antwortete er schließlich.
Ist aber so. Egal, ich geh dann mal … Aber dein T-Shirt solltest du mal wieder waschen, sonst gibt’s Ärger mit Spiderman!“

Der Hartzie zuckte zusammen, als hätte ihn der Blitz getroffen. Er riss den Reißverschluss seines Anoraks auf und starrte auf seine Brust, um zu schauen, welches T-Shirt er heute trug. Dann vergrub er den Kopf in der Jacke und nuschelte darunter hervor: „Da kann man nicht durchgucken … Krass, Alter! … Krass!“
Er schaute Dietmar entgeistert an, seine Lethargie war verschwunden: „Du hast geheime Fähigkeiten …“
Naja, jetzt sind sie ja nicht mehr so geheim …“, erwiderte Dietmar trocken.
Bist du … du bist so ein Zauberer, so ein Magier … Nein, du bist: Ein Superheld!“

Hat Dietmar seinen ersten Fan? Nächste Woche geht es weiter...

© Georg Weisfeld c/o Agentur Literatur Hebel & Bindermann

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