Die
Hartz-Four Truppe entsteht
Was
bisher geschah: Wir befinden uns im Jahr 1983 – der schwerverletzte
Dietmar Röber liegt im Sterben und seinem Arzt wird Röbers kleine
Schwester Sandra vorgestellt...
„Ähm…
Herr Doktor … das Mädchen …“, unterbrach die Krankenschwester
Zwackelmanns Tagtraum und deutete auf das Kind, das still an einem
Tisch im Zimmer saß.
„Ja
und? Was ist mit dem Mädchen?“, raunte Zwackelmann zurück.
„Das
ist die Schwester von dem Röber, Sandra Röber, und …“ Sie trat
an Zwackelmann heran und flüsterte: „Sie hat bei dem Unfall ihre
Eltern verloren und ich denke, es wäre nicht gut, wenn sie erfahren
würde, in was für einem kritischen Zustand sich ihr Bruder befindet
…“
„Ach,
das ist die Schwester?“ Er schaute sich das Kind kurz an.
„Interessant! Schwester Gaby, lassen sie uns bitte allein!“
Die
Schwester verließ irritiert das Zimmer, Zwackelmann zog sich einen
Stuhl an den Tisch und schaute sich das Mädchen für einige
Augenblicke an. Das etwa siebenjährige Kind saß regungslos da und
sah starr geradeaus.
Es
war das traumatisierte Gehirn, das im Kopf dieses Mädchen saß, und
daran werkelte, den Schock zu verarbeiten, das Zwackelmann
faszinierte. Er hatte ein unbändiges Verlangen, dieses Organ auf
seine augenblickliche Leistungsfähigkeit zu testen.
„Hallo
Sandra, ich bin der Wolfgang!“, versuchte er Kontakt aufzunehmen.
Keine
Reaktion.
„Sandra
… einer der Männer, die dort liegen, ist dein Bruder, richtig?“
Zwackelmann
sah, dass Sandra schüchtern nickte.
„Bingo,
in dem kleinen Hirn kommt ja noch was an!“, dachte er und schaute
hektisch zur Tür, um sich zu vergewissern, dass sie geschlossen war.
„Sandra,
ich habe jetzt richtig Lust, mit dir ein kleines Spiel zu spielen!“
Er stand auf, hastete zum Waschbecken, griff sich drei Pappbecher und
setzte sich wieder ihr gegenüber an den Tisch.
„Die
beiden Männer sind leider sehr, sehr krank. Und ich kann nur einem
helfen … Eigentlich dürfte ich deinem Bruder nicht helfen, aber
weil ich dich mag, möchte ich dir die Möglichkeit geben, um deinen
Bruder zu spielen. Du willst doch, dass dein Bruder lebt, oder?“
Er
nahm Sandras apathisches Nicken wahr und spürte, wie ihm ein kalter
Schauer den Rücken hinunter lief. Er zog einen Bonbon aus der
Kitteltasche.
„Wenn
du es schaffst, herauszufinden, unter welchem Becherchen sich dieser
Bonbon befindet, dann kannst du nicht nur den Bonbon behalten,
sondern dann mach ich deinen Bruder auch wieder gesund, verstanden?“
Zwackelmann
legte den Bonbon unter den mittleren Becher und begann die Becher
langsam zu verschieben, behielt aber stets Sandras Blick im Auge.
Sandra starrte einfach weiter grade aus.
„Du
musst dich mehr anstrengen!“
Er
hob einen Becher an.
„Hier
ist der Bonbon! Ich will, dass du dir merkst, wo er ist!“ In
Zeitlupe setzte er die drei Becher wieder in Bewegung, um dann
langsam schneller zu werden.
„Komm
Sandra, konzentrier dich! Wo ist die Wundermedizin für deinen Bruder
… Du musst dich konzentrieren …“, säuselte er erregt und
wechselte die Richtung.
„Streng
dich an, kleine Sandra, sonst hat der Onkel Doktor keinen Spaß!“
Plötzlich stoppte er abrupt das Geschiebe und merkte, dass er vor
Erregung zitterte.
„Nun
entscheide du über Tod oder Leben …“, hauchte er. „Wo ist der
Bonb…“
Sandra
hob ohne zu zögern den rechten Becher, unter dem sich der Bonbon
befand, hoch, stellte ihn beiseite und verfiel sofort wieder in
apathische Starre.
Zwackelmann
schluckte hart und sah das Mädchen für einige Sekunden entgeistert
an.
„Das
war Glück, Sandra, das war reines Glück und das weißt du …“
Er
stand auf, schnappte sich seine Unterlagen, verließ den Raum und
blaffte auf dem Gang: „Schwester Gaby! Schwester, das Mädchen wird
unter Ritalin gesetzt!“
Nächsten
Dienstag geht es weiter...
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen